Zimmertheater Rottweil denkt nach… wie vor
Skizzen #3 der Produktionen in der theaterlosen Zeit handelt von der Traurigkeit, die sich einstellt, wenn der Körper ausfadet, wenn die Natur entschwindet und wenn der Wettbewerb auch dort herrscht, wo wir eigentlich auf unsere Arche Noah angewiesen sind, im … Netz.
Das aktuelle Virus Sars-Cov-2: Eine traurige Geschichte in diesen Tagen der Pandemie ist die von dem Großvater, der bald nach dem Besuch des Geburtstages eines Enkels, bei dem er sich wahrscheinlich infizierte, an Sars-Cov 2 erkrankte und nicht viel älter als sechzig Jahre nach Wochen des Leidens starb. Er war so gesund gewesen wie seine Frau und Kinder, die zum Glück nicht weiter krank wurden. Der Ort von Begegnung und Freude wurde zu einem, der das zu frühe Sterben brachte. Jedes Leben ist – in jeder seiner Stationen und somit in jedem Augenblick – eine absolute und niemals relativierbare Wirklichkeit.
Das andere Virus: Wir ziehen uns zurück in unsere Isolationen, jeder anders, aber jeder für sich. Manche in Gemeinschaft, viele allein. Und unsere Flucht vor dem gefährlichen Erreger treibt uns in die Arme des großen mächtigen Netzes, das uns rettet und doch lange schon an unserer Vernichtung beteiligt ist. Heute hilft es uns bei unseren kleinen und leisen Verständigungen, morgen wird es uns endgültig die Luft zum Atmen abschnüren: die allumfassende Virtualität, das andere Virus, das uns befällt, wenn wir weiter und enger in die Zirkulationen unserer Endgeräte eingewoben werden. Das uns entfernt von dem Jubel der erwachenden Natur, vom einst eigenen Körper, der sich in den ‚vibrations‘ der Lichtbewegungen erwärmte, von den Augen und dem Atmen der greifbaren Anderen, in die wir eintauchten wie in uns selbst, um auf diesem einzigen Weg sie zu werden, in leiblicher Nahlebenserfahrung.
#3‚digital angel: Thomas Giegerich / ‚human material rest‘ und Text: Peter Staatsmann / Schnitt: Jaron Staatsmann / Kamera: Leo Staatsmann