Schuss nach hinten
Backfire Blues For Max
Premiere am 04. Juli 2019
Max Duttenhofer gelang 1884 mit seiner Erfindung des rauchlosen Pulvers eine sensationelle Entwicklung auf dem Gebiet der Waffentechnik. Diese Erfindung aus dem Neckartal in Rottweil wurde ein internationaler Verkaufserfolg und machte Weltgeschichte. Eine historische Revue über ihn, seine Erfindung und seine Zeit spannt mit starken Theatersequenzen, Liedern und Choreographien den Bogen von der Lokalgeschichte Rottweils und der süddeutschen Region über die Automobilproduktion in Stuttgart und die nationale Politik bis hin zu globalen Entwicklungen.
Duttenhofer war einer der drei Hauptaktionäre und Aufsichtsratsvorsitzender der Daimler-Motoren-Gesellschaft und besaß Fabriken in ganz Deutschland. Zeitgeschichte und Industriegeschichte werden lebendig in der Darstellung der Verhältnisse der Arbeiter im Umfeld der Pulverfabrik, des aristokratischen Lebensstils Max von Duttenhofers, auch der „Krupp von Süddeutschland“ genannt, und der Wirrungen deutscher Geschichte in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen und ihren Auswirkungen.
Zentrale Fragen interessieren uns von heute aus in einem vergnüglichen Durchgang durch eineinhalb Jahrhunderte Industrie- und Kulturgeschichte. In welche Konflikte bringen uns Technologie, Rüstungsindustrie und ein allzu euphorischer Fortschrittsglaube? Wieviel Bildung, Kultur und Kritik können wir ausblenden, ohne dass uns individuelle und gesellschaftliche Regressionen und Rückentwicklungen einholen? Wie können wir uns neu aufstellen in einem erneuerten Europa, das sich seiner Wurzeln eingedenk auf seine Werte und Orientierungen besinnt und sie auf historischer Folie deutlich herausarbeitet und tradierbar macht?
Wir zoomen Elemente unserer Geschichte heran, aus denen heraus wir uns selbst besser sehen und verstehen können, setzen sie aber auch radikal in Verbindung mit unserer unmittelbaren Gegenwart. In vielen Situationen sehen wir Wiederholungen und Kopien, die uns wie Geister umschweben und uns bewegungslos machen, weil wir uns nicht mehr in die Lage bringen, Vergangenes so deutlich zu beleuchten, dass uns klar wird, wo der mögliche und wünschbare Weg in eine freiere und ethisch balanciertere Zukunft liegt.
Text & Regie:
Peter Staatsmann
Dramaturgie & Kostüme:
Bettina Schültke
Mit: Staatsmann, Schülke, Schmutz, Grama, Kapf, Giegerich, Groß de Gacia, Mokinski, Nesper, Ritz, Steiner, Weiner, Charkviani