Raub der Europa

Premiere am 22. März 2019

Europa ist das Thema der Stunde: Wir sind alle ein bisschen benebelt. Verwöhnt von den selbstverständlich gewordenen Errungenschaften einer rechtsstaatlichen Demokratie beginnen wir einfachen Erklärungen und Fake-News aufzusitzen. Doch es regt sich erster Protest: Von Frankreich bis Ungarn wollen die Bürger sich nicht länger zugunsten einer einseitigen und oft ungerechten Globalisierung abfinden mit einer sich immer wiederholenden Spaltung zwischen Gewinnern und Verlierern.
Das Zimmertheater bezieht sich in seiner Stückentwicklung von Peter Staatsmann auf den Mythos, wo der Gott Zeus in Gestalt eines Stiers die Königstochter Europa raubt, bindet dies aber in eine sehr heutige Geschichte ein. Die Jungen Ludwig und Anna treffen in einer dramatischen Nacht auf das Paar Marie und Richard, die als typische „Nach-Achtundsechziger“ zwischen der tiefen Unzufriedenheit mit einer offensichtlich ‚schlechten Welt‘ und dem guten Leben in einem europäischen Wohlstandsland hin und her schwanken.

Doch von was ist die Rede, wenn von Freiheit die Rede ist? Muss ich für meine Freiheit womöglich Verantwortung übernehmen und aktiv mitdenken und mitgestalten, wie es die junge Anna für natürlich hält in einer modernen Demokratie? Oder ist die Lage zu weit ins Wahnhafte fortgeschritten, so dass wir, wie Marie nur noch Zyniker werden können? Die Gräben ziehen sich plötzlich nicht mehr nur entlang der Grenze zwischen den Generationen, sondern auch zwischen den Geschlechtern, den sozialen Zugehörigkeiten und Identitäten. Sogar die emotionalen Bindungen werden in dieser Nacht der Verführungen, in der Europa – und damit die Ideale der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – auf dem Spiel stehen, auf eine schwere Probe gestellt. Wir erleben leidenschaftliche Kämpfe mit komödiantischen Momenten, gespielt von vier tollen Schauspielern. Nach Teil 1 Wenn der Kahn nach links kippt, setzte ich mich nach rechts geht es jetzt um ein großes uns alle umtreibendes Thema.

Text & Regie:
Peter Staatsmann
Dramaturgie & Kostüme:
Bettina Schültke
Mit: David Gundlach, Peter Raffalt, Petra Weimer und Margarita Wiesner