Der Menschenfeind

Von Jean-Baptiste Molière

 

In Molières berühmter Komödie von 1666, die ebenso auch eine Tragödie ist, begegnen wir einer Gesellschaft der grenzenlosen Anpassungsbereitschaft – und einer ebenso grenzenlosen Egomanie. Molière wirft einen schonungslosen Blick auf eine frühbürgerliche Gesellschaft, die verzweifelt um ihre eigene Identität kämpft, sich dabei aber nur um sich selbst dreht. Es ist ein Kampf, in den wir bis heute verstrickt sind, denn, wenn wir uns heute als Einzelne nur noch behaupten können, indem wir entweder selbst zur Ware werden oder uns vorgaukeln, über eine glänzende Fülle von Waren zu herrschen, dann sind wir nach wie vor Insassen und Komiker des Molièreschen Universums.

Durch die Jahrhunderte haben wir kuriose aber auch katastrophale Variationen dieser Identitätssuche erlebt. Heute indes widerfährt uns die vielleicht unheimlichste Variante der Konstruktion einer illusionären Identität: der Mensch als Konsument. Hinter dieser Identität ohne Kern droht jedoch die Rückkehr des Verdrängten und so schließt sich auch bei Alceste die Gemeinschaft zur rituellen Kultgemeinschaft zusammen, die bereit ist zum Opfer. Wird der Außenseiter dieser Dynamik etwas entgegensetzen können oder bleibt er nur ein Rädchen im Getriebe einer Gesellschaft, die niemals zu sich selbst finden kann?

 

Es spielen: Frank Deesz, Lukas Kientzler, Nora Kühnlein, Stephan Müller, Valentina Sadiku, Boris Ben Siegel, Meinolf Steiner, Petra Weimer

Regie: Peter Staatsmann

Livemusik: Dorin Grama

Kostüme: Bettina Schültke