Alles beginnt auf einem Jahrmarkt: In einer Freakshow entdeckt der Londoner Arzt Dr. Treves den sagenumwobenen Elefantenmensch, den jungen John Merrick, der begafft von Jung und Alt seinen Lebensunterhalt dort verdient. Er ist durch Verwachsungen schrecklich entstellt, ein verkörperter Alptraum, ein Ausstellungsstück – das schnell zu einem gesellschaftlichen Ereignis auch in den Londoner Salons wird. Das wissenschaftliche Interesse des Arztes ist geweckt, er beginnt Merrick zu untersuchen, kann ihn aber nicht heilen. Trotz ungeheuer Qualen und Demütigungen bleibt Merrick immer freundlich und liebenswert, frei von Zynismen und Ressentiments. Er lebt in seiner inneren Welt von Sanftheit und Poesie und sagt von sich: »Jede Stunde meines Lebens bin ich ein glückliches Wesen.« Die Reaktionen seiner Umwelt scheint er wie gottgegeben hinzunehmen, seine Schwäche wird zu seiner Stärke und mit der Zeit bringt er unsere Vorstellung, dass Wahrheit und Schönheit verbunden sind, ins Wanken. Begaffter und Begaffende – wer ist das Monster?
»Der Elefantenmensch« beschreibt die menschliche Gesellschaft als Freakshow voller Abgründe, in der das Extreme abartig fasziniert. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der – geistig völlig gesund, körperlich stark entstellt – nicht als Freak wahrgenommen werden will, als Schaubudenattraktion, die, je nach Betrachter, Abscheu oder Mitleid hervorruft, schon gar nicht als Tier, als Ungeheuer, sondern schlicht und einfach als menschliches Wesen mit Träumen, Hoffnungen und Gefühlen. Sein Leben ist eine uneingeschränkte Liebeserklärung an die geheimnisvolle menschliche Existenz, eine Parabel über Normalität und Krankheit, über das Individuum und die Gesellschaft, über den Zusammenhang von äußerer Schönheit und dem dunklen inneren Zustand der menschlichen Natur.
Bernard Pomerance griff für seinen mit Preisen ausgezeichneten Broadway-Erfolg auf die wahre Biographie des Engländers Joseph C. Merrick zurück, der an einer seltenen Erbkrankheit litt und mit nur 27 Jahren starb. Auch der Filmregisseur David Lynch widmete sich der Faszination für das »Monster«, sein Film Der Elefantenmensch von 1980 wurde ein Welterfolg.
Regie: Jens Schmidl
Es spielen: Isabelle Groß de García, Niklas Leifert, Sandra Reineboth und Andreas Ricci.